Klar,
sie bewerten die Exponate und verteilen Medaillen. Aber was machen sie
eigentlich genau? Wir wollen den Preisrichtern einmal über die Schulter
schauen.
Die
Arbeit eines Preisrichters fängt schon Wochen vor der Ausstellung an.
Nachdem die Exponate für die Ausstellung angenommen worden sind,
bekommen die Preisrichter die Rückseite des Anmeldeformulars, in dem der
Aussteller geschrieben hat, was er mit seiner Sammlung zeigen möchte,
welche bedeutenden Belege darin sind und welcher Informationsquellen er
sich bedient hat. Dazu bekommt er die Kopie der Seite mit der
Gliederung, sprich dem Inhaltsverzeichnis der Sammlung.
Nun
macht sich der Preisrichter an die Arbeit und recherchiert für jede
Sammlung das Thema nach. Schon hier schaut der Preisrichter, ob das
Thema umfassend bearbeitet ist, oder was für das Thema wichtig ist. Je
genauer man also seine Sammlung bei der Anmeldung beschrieben hat, je
besser kann sich der Preisrichter vorbereiten und übersieht dann
vielleicht den wichtigsten Beleg oder eine besonders aussagekräftige
Marke nicht.
Die
Preisrichter bewerten immer zu zweit nach festen Kriterien. Dafür haben
sie ein Bewertungsformular. Dieses ist für die verschiedenen Klassen
wie Thematik oder Ländersammlung/Postgeschichte unterschiedlich.
Ganz
oben steht der Titel des Exponates. Umschreibt der Titel das Thema
umfassend? Hierfür geben sie bis zu 5 Punkte. Als nächstes schauen sie
sich die Gliederung an. Ist sie logisch aufgebaut? Oder handelt es sich
nur um eine Aufzählung oder ist die Gliederung gar nur nach dem
vorhandenen Material geschrieben. Hier geben die Preisrichter je nach
Altersklasse maximal 10-15 Punkte.
Danach
schauen sie, wie weit das ‚Thema ausgearbeitet ist. Muss man die
Sammlung noch erweitern um alles zum Thema zu zeigen? Hat man die Marken
und Belege zum Thema passend optimal in seine Sammlung eingefügt?
Hierfür gibt es je nach Altersklasse bis zu 22 – 30 Punkte.
Wenn
die Punkte für die thematischen Kenntnisse vergeben worden sind,
schauen die Preisrichter auf das Fachwissen. Hier, im Bereich der
philatelistischen Kenntnisse wird zunächst auf die Vielfalt des
Sammelgutes geachtet. Hier gilt folgende Regel: Die volle Punktzahl bei
der zu bewertenden Vielfalt des Sammelgutes gibt es, wenn mindestens
eine bestimmte Menge an verschiedenem Material (Brief, Sonderstempel,
Ganzsache, Markenheftchen etc. ) vorhanden ist. Hierfür reichen in der
Kinderklasse 7 verschiedene Markenarten, Belege und Stempel. Bei
Gruppensammlungen werden schon 12, in der höchsten Altersklasse 15 Arten
verlangt um die volle Punktzahl zu bekommen. Dazu kommen noch Punkte
für das richtige thematische Beschreiben der Belege. Hier wird auch
darauf geschaut, ob auch alles, was gezeigt wird, für eine
Ausstellungssammlung zulässig ist. Ansichtskarten oder Fantasiemarken
zum Beispiel gehören nicht in eine Ausstellungssammlung. Hierfür gibt es
je nach Altersklasse höchstens 22 – 30 Punkte.
Als nächstes wird der Preisrichter noch einmal genau hinschauen. Defekte Marken, unsaubere Abstempelungen, zerknitterte oder ausgefranste Briefe sieht er nicht gerne. Wird er hier fündig, wird es nur wenige der zu vergebenen 12 Punkte geben. Weitere Punkte gibt es für das Vorhandensein bedeutsamen Materials. Da der Preisrichter schon aus der Anmeldung weiß, dass er in der Sammlung z.B. einen seltenen Stempel oder eine seltene Versendeform findet, wird er mit der Punktvergabe zwischen maximal 6 und 13 Punkten je nach Altersklasse nicht geizen.
Nun
tritt der Preisrichter einen Schritt zurück und schaut sich das Exponat
noch einmal aus der Ferne an. Jetzt geht es um die Gestaltung der
Sammlung. Wie ist der Gesamteindruck, sind die Blätter geschmackvoll
gestaltet, nicht zu leer, nicht zu voll, sind Ober- und Unterränder der
Blattgestaltung auf einer Höhe? Sind die Marken und Belege gut
hervorgehoben? Zuletzt schaut er sich die Beschriftung an. Ist sie
gleichmäßig oder wurden verschiedene Schriften verwendet? Findet er
Rechtschreibfehler? Hier nun kehrt sich die Punktevergabe um. Musste man
bei den anderen Kriterien beim Aufstieg in die nächst höhere
Altersklasse immer mehr Punkte für die gleiche Bewertung erzielen, wird
jetzt die Punktvergabe umgedreht. In der Kinderklasse werden für die
Gestaltung der Sammlung bis zu 30 Punkte vergeben. Jugendliche der
ältesten Jugendklasse erhalten hierfür nur noch höchstens 5 Punkte.
Nun
werden sich die Preisrichter noch einmal zusammensetzen und die
Bewertungen durchgehen. Strich drunter, Punkte zusammenzählen. Gibt es
unterschiedliche Meinungen? Müssen sie sich ein Exponat nochmal ansehen
um zu einer einheitlichen Bewertung zu kommen?
Die
Preisrichter werden jetzt auf dem Bewertungsbogen noch zwei oder drei
Tipps oder Fehler, die sie entdeckt haben, aufschreiben. Nach der
Preisverleihung stehen die Preisrichter dem Aussteller für ein
Jurygespräch zur Verfügung. Hier kann der Aussteller Fragen stellen oder
Tipps bekommen damit es bei der nächsten Ausstellung heißt: Gold für
…